Lead Well. Erfolgreich Führen
Resilienz beginnt innen wie außen
Wie schaffen es Unternehmen, mit Krisen souverän umzugehen – und dabei gesund, kooperativ und zukunftsfähig zu bleiben? Dieser Frage widmete sich die dritte Veranstaltung der Reihe Lead Well – Erfolgreich führen, die am 1. Juli 2025 mit über 40 Teilnehmenden aus Wirtschaft, Politik und Beratung stattfand.
Im Zentrum stand das Thema
„Resilienz“
in all seinen Dimensionen: strategisch, kommunikativ und persönlich.
Unternehmensresilienz – Krisenfest durch Vorbereitung
Volker Petersen
Den Auftakt machte Volker Petersen, langjähriger Geschäftsführer, Krisenmanager und Feuerwehrmann. In seinem ebenso unterhaltsamen wie eindringlichen Vortrag zeigte er, warum Krisenmanagement nicht erst im Ernstfall beginnen darf. Ob Blackout, Lieferkettenbruch, Cyberangriff oder Krankheitswelle – die Liste möglicher Störungen ist lang, ihre Folgen mitunter existenzbedrohend.
Sein Appell: Unternehmen brauchen handfeste Strukturen für den Ernstfall – keine Schubladen-Handbücher, sondern gelebte Abläufe, klare Rollen und regelmäßige Übungen. Anhand konkreter Praxisbeispiele und seiner Erfahrungen aus dem Katastrophenschutz machte Petersen deutlich: „Nicht planen ist der teuerste Fehler.“ Wer seine kritischen Prozesse kennt, einen internen Krisenstab etabliert und regelmäßig Szenarien durchspielt, hat im Ernstfall die Nase vorn – und schützt nicht zuletzt auch seine Belegschaft.
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Wenn Kooperation endet
Julien Gapin über Deeskalation und stille Aggression
Wie wichtig Resilienz im Inneren von Organisationen ist, zeigte anschließend Julien Gapin, Deeskalationstrainer mit psychiatrischer Berufserfahrung. Aggression, so seine These, beginnt nicht erst mit lautem Streit, sondern mit dem Bruch von Beziehung. Schweigen, Rückzug, innere Kündigung – all das sind frühe Anzeichen für eine gestörte Kooperation.
Gapin erinnerte daran, dass der Mensch biologisch auf Bindung und Zusammenarbeit ausgelegt ist. Wird diese Verbindung gestört – etwa durch Geringschätzung, Kontrollverlust oder Ungerechtigkeit – aktiviert das Gehirn Schutzmechanismen, die in Flucht, Kampf oder Erstarrung münden. Unternehmen, die diese Muster erkennen, können frühzeitig gegensteuern: durch echte Wertschätzung, Kommunikationshygiene, eine gelebte Fehlerkultur und Reflexionsräume im Arbeitsalltag. Seine Botschaft: „Führung ist keine Funktion, sondern Beziehungsarbeit.“
Selbstregulation statt Selbstoptimierung
Christine Schickinger über mentale Stärke
Den Abschluss bildete Christine Schickinger mit einem Plädoyer für eine gesunde Selbstführung. Statt der allgegenwärtigen Selbstoptimierung, die langfristig krank macht, setzt sie auf Selbstregulation – also die Fähigkeit, innere Prozesse bewusst zu steuern und zu beruhigen. Denn: „Nur wer mit sich selbst in guter Verbindung steht, kann auch andere gut führen.“
Anhand ihrer NeuroPositiv-Methode zeigte sie, wie Menschen lernen können, ihr Nervensystem zu regulieren, Stress zu erkennen und konstruktiv zu handeln. Gerade in Zeiten permanenter Reizüberflutung, sozialer Vergleichskultur und wachsender Erschöpfung ist das ein entscheidender Resilienzfaktor – für Führungskräfte wie Mitarbeitende.
Zur Präsentation
Fazit
Drei Perspektiven – ein gemeinsamer Nenner: Resilienz beginnt nicht erst mit der Krise, sondern im Alltag. In Strukturen, Beziehungen und Gewohnheiten. Wer vorbereitet ist, verbunden bleibt und sich selbst regulieren kann, schafft Sicherheit – für das eigene Unternehmen, für die Mitarbeitenden und für sich selbst.
Die nächste Veranstaltung der Reihe „Lead Well. Erfolgreich Führen“ findet am 7. Oktober 2025 als ganztägige Präsenzveranstaltung mit Workshops in München statt. Sie steht ganz im Zeichen des Mental Health Day.