Gemeinsam besser
Eine polnisch-deutsche Erfolgsgeschichte
Jens Böhlmann, Direktor Mittelstand/Grüne Transformation vom Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft (OA) steht in seiner Eröffnung die zwei Mitorganisatoren der Veranstaltung vor: das OWWF Bayern und die Polnische Agentur für Investitionen und Handel (PAIH).
Er bittet Präsident Eberhard Sinner für ein Eröffnungsstatement auf die Bühne.
Präsident Sinner geht zunächst in einem kurzen historischen Abriss auf die Entwicklung Polens nach dem Ende der sowjetischen Herrschaft ein. Ein Garant dafür war vor allem auch Kardinal Karol Wojtyla, als Papst Johannes Paul II. von 1978 bis 2005, „Man of the Year 1994“.
Grundlage und Rahmen für den intensiven politischen Dialog und die zwischengesellschaftlichen Kontakte zwischen Deutschland und Polen ist der deutsch-polnische Vertrag über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit vom 17. Juni 1991. Seit 1999 ist Polen Bündnispartner in der NATO und seit 2004 Mitglied der Europäischen Union.
2,2 Millionen Deutsche haben polnische Wurzeln. „Auch ich habe einen polnischen Urgroßvater mütterlicherseits, Adam Gutowski, der von Krakau nach Nürnberg kam und in Nürnberg ein erfolgreicher Geschäftsmann wurde“.
Danach zitiert Sinner aus einem visionären Vortrag von Stefan Zweig für die Europatagung der Accademia di Roma 1932:
„Während die Kriegsgeschichte dar tut, was die einzelnen Länder aneinander verschuldet, wie Frankreich Deutschland plündert und Deutschland Frankreich, wie Griechenland Persien schädigt und Persien Griechenland, während sie in den Nachfahren unweigerlich Hass, erregt und nachträglicher Erbitterung, zeigt die andere, die Kulturgeschichte, was eine Nation der anderen verdankt und erschafft so das großartige Register aller Errungenschaften und Entdeckungen. In der Kriegsgeschichte erscheinen sich die Völker einzig als Feinde, in der Kulturgeschichte als Brüder, durch sie begreifen sie, wie ein Land das andere befruchtet, wie Erfindung mit Erfindung sich ergänzt hat, wie von einem Volk zum anderen gleichsam Ströme des schöpferischen Willens hinübergehen und jede einzelne Leistung, im Gegensatz zu den kriegerischen, das gemeinsame Wohl steigert.
Die Geschichte als Kriegsgeschichte zeigt, wie Europa sich ununterbrochen zerstört hat, die Kulturgeschichte lehrt, wie die Völker Europas sich dank der gemeinsamen Leistung immer mehr zu einem herrlichen und größeren geistigen Begriffe aufgebaut haben.“
Die gemeinsame Kulturgeschichte und die geistigen Grundlagen Europas sind heute wichtiger denn je. Nationalismus und Protektionismus haben leider wieder Konjunktur, Zollbarrieren werden als Instrumente des Wohlstands der Nationen zelebriert, als ob es David Ricardo und Adam Smith und viele Generationen von Volkswirtschaftlern nicht gegeben hätte, die den freien Handel als Quelle des Wohlstands identifiziert haben.
Umso wichtiger ist der europäische Binnenmarkt. Er setzt auf die Kräfte des fairen Wettbewerbs und des Austauschs mit den Nachbarn. Er ist damit Wachstums- und Wohlstandsmotor in schwierigen Zeiten.
Heute steht Polen im Mittelpunkt, als wichtiger Akteur und Partner in der EU und bildet zusammen mit Frankreich und Deutschland eine starke Achse im Zentrum Europas.
"Ich danke allen, die mitwirken und diese Tagung vorbereitet haben."
Das nächste Grußwort spricht der 1. Vizepräsident des Bayerischen Landtags, Tobias Reiß.
Er betont die enge polnisch-deutsche, insbesondere bayerisch-polnische Partnerschaft als Beispiel für Vertrauen, Zusammenarbeit und europäische Stärke.
Dann verweist er auf die intensiven wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und kulturellen Verbindungen – sichtbar etwa im geplanten Bayerischen Büro in Breslau (2026).
Diese Partnerschaft sei Ergebnis jahrzehntelangen Dialogs und gelebter Verantwortung aus der Geschichte.
Angesichts des russischen Angriffskriegs hebt Reiß Polens zentrale sicherheitspolitische Rolle und die Bedeutung von Solidarität in Europa hervor.
Das OstWestWirtschaftsForum Bayern schaffe Raum für Austausch und trage so zum Erfolg Europas bei.
Hier lesen Sie das Grußwort im Wortlaut
Adrian Stadnicki spricht als Regionaldirektor Mittelosteuropa des OA.
Er stellt Polen als die wirtschaftliche Erfolgsgeschichte seit der Wende 1991 vor. Die Wirtschaft in keinem anderen Land der EU ist ähnlich stark und konstant gewachsen: Zwischen 1990 und 2020 war Polen nach China die am zweitschnellsten wachsende Volkswirtschaft der Welt.
Polen ist ein Top-Partner der deutschen Wirtschaft.
Seit dem EU-Beitritt Polens hat sich der deutsch - polnische Handel verfünffacht. Polen ist Wachstumsmotor in der EU. Unter den wichtigsten Handelspartnern Deutschlands nimmt Polen bereits den fünften Platz ein, knapp hinter Frankreich und vor Italien.
Das Grußwort für den leider erkrankten Generalkonsul Rafal Wolski spricht Konsul Maciej Szmidt vom Generalkonsulat Polens in München. Er verweist auf die jahrhundertealten Beziehungen zwischen Bayern und Polen, die sich nicht zuletzt in der „Landshuter Hochzeit“ manifestieren.
Die Entwicklung der wirtschaftlichen Beziehungen ist sehr erfreulich, die gegenseitige Wertschätzung eine gute Basis. Polen und Bayern sind zwei dynamische Wirtschaftsräume, die sich gegenseitig befruchten.
Jens Böhlmann schließt die Runde der Begrüßungsworte ab und bittet Staatssekretär Tobias Gotthardt vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landentwicklung und Energie für die Keynote auf die Bühne.
Staatssekretär Gotthardt erinnert sich an eine Begebenheit, die gut zum heutigen Thema passt. Er war bei der Feier zur Aufnahme der zehn neuen EU - Mitglieder in Brüssel dabei und stand zufällig neben einer Vertreterin Polens. Spontan hielt man sich an den Händen. Dieser Ausdruck der Verbundenheit prägt bis heute.
Die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Deutschland allgemein und Bayern im Besonderen und der Republik Polen hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich verstärkt. Die Kombination aus geografischer Nähe, EU-Zugehörigkeit, starken industriellen Regionen und gezielter Vernetzung sorgt dafür, dass Polen heute zu einem der wichtigsten Handelspartner Bayerns zählt.
Bayern unterhält mit Polen ein eigenes Büro („Bavaria Office“) zur Förderung von Handel und Investitionen. Zwischen 2019 und 2023 stieg das Außenhandelsvolumen zwischen Bayern und Polen um rund 22 % an. Im Jahr 2024 verzeichnete Bayern mit Polen ein Handelsvolumen von etwa 25 Mrd. Euro und damit einen Zuwachs von 1,8 % gegenüber dem Vorjahr. Polen nimmt damit die fünfte Position unter den Handelspartnern Bayerns ein - wie auch für Gesamtdeutschland. Im ersten Halbjahr 2025 erreichte der bilaterale Handel über 90 Mrd. € mit etwa +5,4 % Wachstum.
Polen hat großes Wachstumspotential: Polen wächst wirtschaftlich schnell weiter und entwickelt seine Infrastruktur, sodass neue Chancen für Investitionen und Handelsaktivitäten entstehen.
Mehr als 2.500 bayerische Unternehmen unterhalten derzeit Geschäftsbeziehungen in Polen. Rund 270 Firmen haben dort eine Niederlassung, knapp 480 verfügen über eigene Vertretungen und fast 70 sogar über Produktionsstätten. Auf polnischer Seite sind mittlerweile etwa 30 Unternehmen mit Tochtergesellschaften oder Produktionsstätten in Bayern aktiv – darunter bekannte Namen wie Comarch Software und MATPLAST. Auch große bayerische Konzerne wie BMW, MAN Truck & Bus AG und BayWa sind in Polen vertreten und investieren dort teils in Millionenhöhe, z. B. investierte Linde bereits 500 Mio. Euro in Polen.
Die Partnerschaft zwischen Bayern und einzelnen polnischen Regionen wird weiter ausgebaut. Ein Beispiel ist das Abkommen zwischen Bayern und der Woiwodschaft Niederschlesien im Juli 2024, das die Zusammenarbeit in Wissenschaft, Wirtschaft, Tourismus und Landwirtschaft fördert. Solche bilateralen Abkommen bieten große Chancen für Unternehmen beider Seiten und sind Ausdruck des politischen und wirtschaftlichen Willens, die Beziehungen weiter zu vertiefen.
In Bayern leben ca. 100.000 polnische Staatsbürger und stärken kulturelle wie wirtschaftliche Verbindungen.
Insgesamt sind die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Bayern und Polen von Dynamik und stetiger Expansion geprägt, sowohl im Handel als auch bei Investitionen und regionalen Kooperationen.
Nach OWWF Bayern und Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft ist es Zeit, auch den dritten Partner kennenzulernen.
Dorota Kafara, Business Development Managerin bei der Polnischen Agentur für Investitionen und Handel wird uns mit Ihrer Präsentation die Frage beantworten: „Warum gerade Polen“.
Frau Kafara stellt zunächst die staatliche Agentur vor, die eine 20-jährige Erfahrung hat, in mehr als 70 Märkten tätig ist und mit weltweit über 150 Experten zur Beratung und Unterstützung zur Verfügung steht. Im Fokus dabei: Unterstützung des Exports aus Polen, von Auslandsinvestitionen in Polen und Förderung gemeinsamer Projekte. Besonders stellt sie die Attraktivität Polens als konstant wachsende Volkswirtschaft heraus.
Nach der Kaffeepause wurden in einem ersten Panel die wichtigen Themen Energie, Transformation und Wettbewerbsfähigkeit behandelt. Es folgte ein Impulsreferat zum Thema Polen und Deutschland - Rüstungsindustrie. Das zweite Panel ging über die bilateralen Beziehungen hinaus und beleuchtete das aktuelle Thema: Europäische Sicherheit, Zuverlässigkeit und Unabhängigkeit.

