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Fokus der Veranstaltung war der „Chancenraum Osteuropa und Zentralasien“.


Der russische Angriffskrieg in der Ukraine hat die Weltordnung auf den Kopf gestellt. Die Sanktionen der Europäische Union gegen Russland bringen auch eine einschneidende Wirkung für die EU - Wirtschaft: steigende Energiepreise, gestörte Lieferketten und Planungs-unsicherheiten bringen viele Unternehmen in Bedrängnis.


Wie ist die aktuelle Situation? Welche Lösungen könnte es geben, welche Schlussfolgerungen sind aus den vergangenen Monaten zu ziehen und welche Chancen bieten die Staaten in Osteuropa und Zentralasien, nachdem Russland und Belarus als Wirtschaftspartner ausfallen.


In seiner Begrüßung betonte Präsident Eberhard Sinner, dass es nicht das Ziel sein könne, die Globalisierung zu stoppen. Der Prozess der stetig wachsenden internationalen Vernetzung hat zu einem großen Anstieg des Lebensstandards und einer Ära der Prosperität in vielen Ländern geführt. Doch diese zunehmende Vernetzung und das damit verbundene Outsourcing einzelner wirtschaftlicher Produktionssegmente in andere Länder, sowie immer komplexer und internationaler werdende Lieferketten bieten auch zunehmend Anfälligkeiten für Störungen.


Schon kleine Ereignisse können einen große Verwerfungen nach sich ziehen. Man denke etwa an die Havarie der „Ever Given“ im März 2021. Durch die tagelange Blockade des Suezkanals waren die Lieferketten nachhaltig gestört.


Es kann in unserer heutigen Welt nicht mehr nur um einen möglichst effizienten oder günstigen Output gehen. Verlässlichkeit und Diversifizierung müssen zunehmend an Bedeutung gewinnen, so Sinner. Dazu ist es auch notwendig, über die Reduktion von Abhängigkeiten zu sprechen.


In seiner Keynote betonte Burkhard Dahmen, dass der osteuropäische Raum ein Raum der Chancen ist. Mit den Ländern, die der Ost-Ausschuss betreut, ergab sich allein im Jahr 2019 ein Handelsvolumen von 461 Milliarden Euro. Neben dem hohen Handelsvolumen und den wachsenden Exportzahlen, verbucht der osteuropäische Raum ein besonders hohes Wachstum. Dahmen zeigte auf, dass sich hier für Deutschland ein riesiger Wirtschaftsraum eröffnet, der große Potentiale bietet und gerade in den Bereichen der erneuerbaren Energie viele Probleme erleichtern könnte.


Gerade die internationalen Lieferketten stehen unter einer hohen Spannung und zeigten sich in den letzten Jahren sehr anfällig für Störungen. Dr. Helena Melnikov berichtete als Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands Materialwirtschaft, Einkauf, Logistik (BME) über die aktuellen Herausforderungen und betonte, dass gerade der Einkauf generell immer „multidimensionaler“ wird. Stand noch vor einigen Jahren ein möglichst niedriger Einkaufspreis im Fokus, so ist es heute für viele Unternehmen von deutlich höherem Wert, keine zwei Monate auf eine Lieferung warten zu müssen, weniger abhängig zu sein von sich verändernden international politischen Landschaften und so mehr Planungssicherheit zu erhalten. Der BME unterstützt beim Umbau der Logistik und Materialwirtschaft. „Transformation gelingt nur gemeinsam“, so Melnikov.
Jens Böhlmann berichtete den Teilnehmern anschließend von seinen Erfahrungen aus dem osteuropäischen und zentralasiatischen Raum. Er zeigt die Bedeutung einzelner Staaten und Staatengruppen auf. Das Handelsvolumen mit Osteuropa ist größer als mit China und den USA zusammen. Allein die Visegrád-Staaten (Polen, Tschechien, Ungarn und Slowake) sind für etwa ²/₃ des oben erwähnten Handelsvolumens von fast 500 Milliarden Euro verantwortlich, wobei Polen unter den Deutschen Handelspartnern sogar Platz 5 belegt. Die Industrielle Infrastruktur in Polen bietet optimale Voraussetzungen für Produktions- und Logistikstandorte. Die wirtschaftlichen Partnerschaften entwickeln sich mit allen osteuropäischen Ländern gut, wenn es auch immer wieder „demokratische Defizite“ gibt, an denen innerhalb dieser Beziehungen gearbeitet werden muss.

Vortrag Dr. Helena Melnikov BME + Präsentation


Ebenso ist auch der zentralasiatische Raum von hoher Bedeutung für die nähere und mittelfristige Zukunft. Jens Böhlmann legte deutlich dar, dass die zentralasiatischen Länder wie Kirgisistan, Turkmenistan, Kasachstan, Usbekistan und Tadschikistan strategische Relevanz besitzen, wenn es um die langfristigen Beziehungen mit China geht. Diese Nationen haben erkannt, dass die Volkrepublik China gewissermaßen mit einem Drei-Stufen-Modell agiert. Sie dringt in einen fremden Markt ein, monopolisiert diesen und diktiert anschließend die Regeln, so Böhlmann. Da die zentralasiatischen Länder diesen Umstand bereits erkannt haben – das Gleiche gilt im Übrigen auch für Afrika – entwickelt sich in diesen Ländern ein Widerstand gegen das Eindringen chinesischer Kräfte in den eigenen Markt. Hinzukommt z. B. im Fall von Usbekistan ein großer Fach- und Arbeitskräfteüberschuss. Der OA arbeitet hier an einem möglichen Fachkräftetransfer nach Deutschland.
Nicht zu unterschätzen sind auch die Möglichkeiten, die sich nach dem Ende des Krieges in der Ukraine ergeben werden. Auf verschiedenen Geberkonferenzen wurden bereits mehrere hundert Millionen Euro für den Wiederaufbau des Landes zugesagt, so Böhlmann.

Präsentation


Im daran anschließenden von Jens Böhlmann moderierten Panel stellten die Teilnehmer die aktuelle Situation ihrer Unternehmen dar.


Mikhail Volkov (STEGO) rückte vor allem das Problem fehlender Rohstoffe in den Vordergrund, die für einen produzierenden Betrieb unerlässlich sind.


Dirk Dörrschuck (Rhode&Schwarz) machte klar, dass es mittlerweile für ein Unternehmen sinnvoll sein kann nicht mehr „just-in-Time“ zu denken, sondern Mittel in Lagerbestände zu investieren, um Resilienzen gegen eine sich plötzlich verändernde globale Situation aufbauen und so die eigene Lieferfähigkeit sichern zu können.


Markus Reigl (SIEMENS AG) berichtete von sich verändernden Anforderungen an die Einkaufsabteilungen jedes Unternehmens. Es geht um proaktives Risikomanagement. Er spricht sich auch eindrücklich für eine EU-Erweiterung aus: „Aus wirtschaftlicher Sich die Aufnahme der Westbalkanstaaten auf jeden Fall zu befürworten“.


Laut Dr. Helena Melnikov findet das „local-for-local“-Konzept immer mehr Anhänger in Europa, da der eigene Binnenmarkt weniger anfällig ist für Schwankungen und sich deutlich kürzere Lieferwege ergeben. Lieferkettenproblem und Corona-Politik in China haben ein Umdenken in der Globalisierungsstrategie bewirkt. Statt „wer macht es billiger“ gilt „wer macht es besser.“ Osteuropa und insbesondere die Visegrád Staaten bieten für dieses intrakontinentale Konzept die passenden Voraussetzung.


Präsident Eberhard Sinner fasste den Nachmittag zum Abschluss zusammen. Globalisierung und Arbeitsteilung ist in normalen Zeiten eine WinWin Situation für alle. Lieferketten und weltweite Handelsbeziehungen sind jedoch anfällig gegen Störungen:


• Pandemie
• Kriege Russland Ukraine, China Taiwan
• Terroranschläge auf Infrastruktur Piplines, Kraftwerke usw.
• Cyberwar gegen Schwachstellen der Digitalisierung
• Verflechtungen im Bereich der Infrastruktur mit Erpressungspotential, Beispiel Hamburger Hafen
• Sanktionen und Reaktionen


Globalisierung braucht Spielregeln WTO

Globalisierung braucht Multilateralismus in der Prävention gegen Störungen

Globalisierung braucht Verlässlichkeit der PartnerGlobalisierung braucht Diversifizierung und damit Risikostreuung

Globalisierung muss bedeuten „so nah wie möglich und so weit wie nötig".


Der EU-Binnenmarkt bietet viele Chancen, handlungsfähiger in der Globalisierung zu werden. Beispiele finden wir bei Pandemie, European Chips Act, transeuropäischen Netzen,Notwendig ist, einen „Schengenraum" der Energie zu schaffen.


Unser Blick geht nach Osteuropa und Zentralasien. "Global Gateway" ist Antwort der EU auf die "Neue Seidenstraße". Die heutige Tagung sollte sensibilisieren und die Wege zu „neuen Brücken“ aufzeigen.


Präsident Sinner schließt mit dem Dank an Landtagsvizepräsident Karl Freller, der sich vehement dafür eingesetzt hatte, dass die Veranstaltung wieder im Maximilianeum stattfinden konnte. Er dankt allen Referenten, dem Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft mit dem Vorsitzenden der Geschäftsführung Michael Harms an der Spitze. Ein letzter Dank gilt den Organisatoren der Veranstaltung, Jens Böhlmann (OA), Hermann Pönisch und. Bernd Pantze (beide OWWF).

 

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